Elemente & Ernährung: Bewußtsein – …und wenn man dankbar ist, dann bleibt man auch gesund.

Ja, was wurde nicht schon alles zum Thema Ernährung und Gesundheit geschrieben. Wie ernährt man sich richtig? Gibt es eine vollkommene Diät? Wer braucht was und warum? Warum schmecken uns gewisse Dinge und warum nicht?

The joys of Motherhood      Es soll hier kein Versuch gestartet werden, diese Fragen pauschal zu beantworten. Jeder Mensch ist anders und hat andere Vorlieben. Vieles ist dabei eine Frage der Erziehung, der Gewohnheit und – leider auch – der Konditionierung. Die moderne Nahrungsmittelindustrie hat es geschafft, unsere Geschmacksorgane so zu überfordern, daß ein wirkliches Schmecken oft gar nicht mehr möglich ist. Oder wie es der Chinese ausdrückt: Mit viel Chili kann man es essen.

Auch unsere oft naturferne Lebensweise trägt ihren Teil dazu bei. Der Mensch ein Teil der Natur? Manch einer kann darüber nur lachen! Natur? Was ist das? Dieses unkontrollierbare Chaos? Wo es entweder zu heiß, zu kalt, zu naß oder zu trocken ist? Wo es immer regnet, wenn die Sonne scheinen soll und umgekehrt? Wo einen Insekten belästigen und Tiere die Stoßstande verbeulen? Nein danke!

Die Welt ist das, was ich in ihr sehe. Und wer tagtäglich bewegungslos vor Bildschirmen sitzt, nur noch in Gedanken lebt und handelt, sich von seinem eigenen Ich abspaltet und in virtuellen Computerwelten eine neue Heimat sucht, der kann einer natürlichen Ernährung wohl wenig abgewinnen. Sein Slogan heißt: »conventional food – In 15 Sekunden von der Tiefkühltruhe durch die Mikrowelle auf den Tisch.« Dabei geht es dann nicht mehr um das Essen an sich, sondern um diese zeitraubende und die Gedankenrealität unterbrechende Notwendigkeit, den Körper gelegentlich an die Steckdose anschließen zu müssen, um ihn aufzutanken. Egal wie. Hauptsache schnell, billig und zeitsparend. Terminator 2 läßt grüßen.

Viktor Schauberger warnte immer wieder davor, daß unnatürliche, degenerierte Lebensmittel zu einer schleichenden Degeneration der Menschen führen. Daß wir tatsächlich zu dem werden, was wir essen. – Letztlich zu kranken, seelenlosen Geschöpfen, die keinen Bezug mehr haben zu ihrem eigenen Ursprung. Der Weg zurück zur Natur erschien ihm und vielen anderen »Naturmenschen« als einziger gesunder Weg. Sepp Holzer beschreibt diesen Weg so: Streben wir ein erfülltes, ganzheitliches Leben in Symbiose mit unseren Mitlebewesen an. Es gibt nichts auf der Welt, was bekämpft werden müsste. Reden wir nicht nur von unserer Mutter Erde, sondern behandeln wir sie auch dementsprechend! In der Natur gibt es keine Kompromisse, es gibt nur einen richtigen und einen falschen Weg. Das müssen wir auch unseren Kindern erklären und vorleben. Das Herz soll im Zentrum stehen, von der Seele umschlossen und vom Geist gelenkt.«

Übertragen auf meine Großmutter erinnert mich das an die immer ähnlich klingenden Antworten, die ich erhalte, wenn ich sie frage, wie es ihr gerade geht. »Gut! Michael, mir geht es immer gut. Ich bin gesund, denn ich komme mit allen Menschen gut aus, ich bin jeden Tag für alles dankbar, und was ich brauche, wächst bei mir im Garten.« Was mich dabei am tiefsten berührt, ist die Freiheit, die in diesen Worten schwingt. Ein Gefühl, das ich selbst noch niemals in meinem Leben gespürt habe. Denn als »Städter« bin ich doch ein Unfreier, abhängig vom Geld im Geldbeutel und den Waren im Regal.

Daß diese Freiheit tatsächlich nur der »Naturmensch« empfinden kann, habe ich dann auf einigen Reisen in die Sahara erlebt. Dort leben Menschen, die tatsächlich nur das Allernötigste besitzen. Ein Paar Kanister Wasser, etwas Mehl, ein bißchen Obst und Gemüse und einen Beutel schwarzen Tee. Wann immer ich in einem ihrer Zelte saß und zusah, mit welcher Hingabe aus diesem Wenigen in einer »Brotund Teezeremonie« ein einfaches, aber von Herzen zubereitetes Mahl entstand, in welchem Bewußtsein es zu sich genommen wurde und mit welcher Dankbarkeit, habe ich vieles gelernt. Und das Faszinierende war, daß mir all diese »unterernährten« und »von Vitaminmangel bedrohten« Menschen an Kraft und Ausdauer haushoch überlegen waren. Obwohl sie oft tagelang außer Brot fast gar nichts aßen.

Einer weltweiten Studie zufolge werden die Menschen am ältesten und bleiben am längsten gesund, die zwar natürlich essen, sich jedoch nie ganz satt essen (können), also regelmäßig »fasten« müssen. In unserer modernen Welt denken wir bei der gesunden Ernährung zumeist an das qualitative und quantitative »Mehr«, das wir benötigen, um unserem Körper genügend Vitamine zuzuführen. An zusätzliche Nahrungsergänzungsmittel aller Art. Manchmal dürfte es auch ein bißchen weniger sein.

Unsere Einstellung zum Essen ist geprägt von unserer Erziehung und unserer Kultur. Daran etwas zu ändern, ist ein Bewußtwerdungsprozeß. Die hier vorgestellten Naturforscher haben, genau wie meine Großmutter, aufgrund ihrer teils »überholten« und teils »zu modernen Ansichten« manchen Spott über sich ergehen lassen. Es hat sie nicht aufgehalten. Nicht den jeweils aktuellen Expertenmeinungen zu entsprechen, bedeutet gar nichts. Alles Neue wird stets angefeindet, und im Gegenzug das Traditionelle immer wieder von neuen Gedanken auf den Prüfstand gestellt. Und nur das Wahre überlebt am Ende. Egal, wie viele oder wenige Menschen eine bestimmte Meinung vertreten. Irgendwo las ich kürzlich den Satz: Es ist kein Zeichen von Gesundheit, an eine kranke Gesellschaft gut angepaßt zu sein. So hart dieser Satz klingen mag, so ist es heute mehr dennje überlebensnotwendig, sich zu allen wichtigen Themen des Lebens eine eigene Meinung zu bilden, anstatt irgendwelchen Werbebotschaften zu folgen. Und lernen kann man letztlich nur aus eigener, gemachter Erfahrung.

Oder wie meine Großmutter zu sagen pflegt: Ach, das ganze moderne Zeug. Schau dir doch die Leute an, wie die aussehen. Immer krank, nie zufrieden und ständig am Jammern. Bei uns hat es das nicht gegeben. Wir waren dankbar für das, was wir hatten. Und wenn man dankbar ist, dann bleibt man auch gesund.

Nachtrag

Meine Oma ist 88 Jahre alt. Bis vor wenigen Jahren war sie neben der Landwirtschaft noch 4 Tage pro Woche als Hauswirtschafterin bei einer Apothekerfamilie tätig. Nicht wegen dem Geld, wie sie immer sagt. Das bekommen sowieso die Enkel an Weihnachten. Es ist wegen der täglichen Unterhaltung, die man hat. An ihrem freien Mittwoch hat sie dann noch einen halben Tag in der Gärtnerei im Ort gearbeitet. Den Blumen zuliebe.

Als ihr Arbeitgeber ihr an ihrem 85. Geburtstag nahe legte, nur noch zweimal pro Woche zu kommen, war sie geknickt. Welch krasser Gegensatz zur chronischen Müdigkeit von uns »modernen Menschen«.

Leider muß auch sie jetzt kürzer treten. Denn die 88jährige hat sich Anfang des Jahres »auf dem Weg zur Arbeit« den Oberschenkel gebrochen. Nach einigen Wochen Reha und der Angst, jemandem zur Last zu fallen, hat sie sich wieder aufgerappelt und nimmt nun die Gehhilfe, um vom Haus in den Garten zu kommen. Dabei singt sie wie immer, obwohl sie fest behauptet, daß sie das nicht besonders gut kann.

Michael Hoppe

ⒸNATURSCHECK Winter 2009
Alle Rechte beim Verlag für Natur & Mensch

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mit freundlicher Genehmigung, Verlag für Natur & Mensch

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