Hanf, eine Annäherung

Hanfblüten und HanfblätternBevor mir 1993 das legendäre Hanfbuch vom Zweitausendeins Verlag zur Lektüre empfohlen wurde, hatte ich – da bin ich wohl kein Einzelfall – nebelähnliche Vorstellungen von dem – je nach Quelle – gelobten oder verdammten Kraut, das Unglück oder Segen der Menschheit sein sollte. Vor 1989 in der “Hauptstadt der Deutschen Demokratischen Repulik” Berlin aufgewachsen und somit oftmals nur gefilterten Informationen über “die wahre Situation im Westen” ausgesetzt, wundert es nicht, dass mich Cannabis damals eher an das Buch Wir Kinder vom Bahnhof Zoo, denn an ein “Heilmittel” im umfassenden Sinne erinnerte.

Einzig, diverse Besuche in Heimat- und Landwirtschaftsmuseen hinterließen einige Verwirrtheit. Was? Unsere Urgroßeltern kannten den Cannabis-(Hanf-)anbau als die natürlichste und nützlichste Sache der Welt? Wie? Sogar in frühesten DDR-Zeiten gabe es großflächigen Hanfanbau? Warum gibt es den nicht mehr? Was war vorgefallen?

Wir Heutigen aus dem Jahr 2020 wissen nun (etwas) mehr über die Hanfgeschichte und warum die Baumwolle den Hanf verdrängen mußte und welche Rolle die Pharmazieindustrie im Verdrängen des Hanfes spielt.

Dieser Beitrag soll nun den Heilwirkungen des Cannabis sativa (gewöhnlicher/echter Hanf) als Nutzhanf nachspüren, was sich als nicht trivial herausstellt, weil die meisten Veröffentlichungen über Medizinhanf, also Hanf mit einem THC-Gehalt (der berauschende Bestandteil des Hanf) zwischen ca. 1 – 22% , berichten, nicht über Nutzhanf mit weniger als 0,2% THC-Gehalt.
Zudem ist bekannt, dass sich die Wirkungen von THC und CBD gegenseitig beeinflussen und in einem Gleichgewicht halten.

Zugegeben, ich glaube, dass ein Großteil der gegenwärtigen Anziehungskraft von Cannabis Produkten aus dem Bedürfnis vieler Menschen resultiert, einmal etwas Verbotenes, etwas außerhalb der üblichen Konventionen zu tun. Obwohl alle rezeptfrei zugelassenen Cannabis Produkte keineswegs verboten sind, weil der THC-Gehalt unter 0,2% beträgt, also der Gehalt des berauschenden Wirkstoffes jenseits der Wahrnehmbarkeitsgrenze liegt, haftet allen diesen Erzeugnissen immer noch etwas Verruchtes an. …ich tue etwas, bei dem, würde sie es je erfahren, meine Mutter die Stirn kraus ziehen und tief Luft holen würde für eine lange Belehrung…

ketzerische Tagtraumgedanken des Autors

Noch ein allgemeiner Satz vorweg: Mir geht es hier nicht um einzelne Komponenten der Hanfpflanze wie THC oder CBD. Die Repräsentation des “Wesens Hanf ” in der sinnlichen Welt verfügt über mehr als 1.000 verschiedene Verbindungen (z.B. Terpene und Flavonoide), da macht es keinen Sinn, ein oder zwei Stoffe isoliert zu betrachten und daraus Schlussfolgerungen zu ziehen. Hanf ist – so wie alle Naturprodukte – eine “Gesamtkomposition” und dieser gilt es sich anzunähern.

In Literatur- und Internetstudien findet man oft die Eigenschaften “antioxidativ”, “beruhigend”, “regulierend”, “entkrampfend”, “wohltuend”. Wohltuend und beruhigend wirkt sich z.B. Hanftee auf ein gereiztes Nervenkostüm aus. “Entkrampfend” weist auf Hilfe bei Magenkrämpfen und Verdauungsproblemen hin und “regulierend” meint u.a. das Einpegeln des Hormonhaushaltes und des Immunsystems.
Hanf-Tee-Kuren haben sich bei chronischen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa als wirkungsvoll herausgestellt.

Damit ein nicht vorbehandeltes Hanfblüten/blättergemisch noch wirksamer wird, müssen die Blätter und Blüten für 15 Minuten auf 130° Grad erhitzt werden. Dann findet eine Umwandlung des natürlichen CBDa in das wirksame CBD statt (Decarboxylierung).

PharmaWiki.ch fasst die Wirkung von THC-freiem (-armen) Hanf so zusammen: …hat antiepileptische (antikonvulsive), angstlösende, neuroprotektive, antipsychotische, entzündungshemmende, antiemetische und antioxidative Eigenschaften. … Cannabidiol ist ein Multi-Target Drug. Die Effekte werden auf die Interaktion mit verschiedenen Systemen zurückgeführt. Dazu gehören der ENT-Transporter, der GPR55-Rezeptor, Serotonin-Rezeptoren (5HT1A), PPAR-Rezeptoren und der TRPM8-Kanal.

Glauben Sie mir, Marihuana, organisch angebaut (nicht wie das medizinische aus der Apotheke oder aus’m Coffeeshop) macht weder high noch stoned, es hat lediglich einen medizinischen Nutzen. Es ist eines der größten Vorurteile, dass Gras betäubend wirkt. Nur, wenn es dementsprechend, will heißen manipulativ gezogen wird. Schuld ist die Illegalität und das damit verbundene Nicht-Wissen. Ich denke, das high oder stoned sein kommt daher, wenn das Gleichgewicht von Neptun und dem Schützen nicht stimmt, wenn es in ein Extrem ausschlägt und der Neptun veruntreut wird.

User pinguin, 08.09.2018, astrologisch.eu

Obiges Zitat spricht mir aus der Seele und hat sich auch so bei meiner “Hanf-Begegnungs-Reise 2020” in die Uckermark innerlich ergeben. Nicht die Hanfpflanze bringt uns ggf. psychische Schäden, sondern unser Verlangen nach intensivem sinnlichen Erleben und nach Grenzüberschreitung; d.h. dieses Verlangen treibt uns bei der Manipulation der Pflanze und führt in eine (durchaus gewollte) Einseitigkeit und ein Ungleichgewicht.
Oft – da schließe ich mich durchaus ein – sehen wir nur auf das erstrebte Ziel unserer Handlungen; besser wäre es aber unsere Beweggründe auf den Prüfstand zu stellen.

Herzliche Grüße
Ihr Hans-Martin Aurich

Update 25.08.2020 12:30 Uhr: Eben hatte ich ein sehr aufschlussreiches Gespräch mit dem Veterinäramt in Frankfurt am Main (Lebensmittelüberwachung) zum Thema Hanf. Ganz im Gegensatz zu dem was man so auf dem Online-Markt und auch in Geschäften angeboten bekommt, sind Lebensmittel nur aus Hanfsamen zugelassen – alle anderen Hanfteile wie Blüten und auch Blätter stellen einen Verstoß gegen das BtMG und andere dar. Mir wurden auch weiterführende Links zur Verfügung gestellt, die ich hier gern weitergebe (die Links führen gleich an die richtige Stelle, zum Thema Hanf):
Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM)
Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit

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