Element Luft – Sind Luft und Geld zwei Brüder im Geiste?

Wußten Sie, daß unser geliebtes Geld dem Element Luft zugeordnet ist? Früher hielt man es für einen »Wassertypen«. Geld sollte fließen, es sollte strömen, es sollte ganze Badewannen füllen. Das erste, was gekauft wurde, wenn genug Geld vorhanden war, war ein Swimmingpool. Dann folgte das Boot. Das Haus am Meer. Dagobert Duck liebte sein tägliches Bad im Geldspeicher und seine Dusche mit Golddukaten.

Doch hat irgendwann eine unmerkliche Transformation stattgefunden. Aus Traumvillen sind nach und nach Luftschlösser geworden. Heute weiß man, daß Geld dem Element Luft viel verwandter ist, als man je zu fürchten gewagt hätte. Denn in ganz kurzer Zeit hat sich der größte Teil des Geldes in Luft aufgelöst. Und das ist nicht die einzige Parallele zwischen diesen beiden. Das unsichtbare Element Luft hat etwas von Eile und Kurzlebigkeit. Während man auf Licht und feste Nahrung mehrere Wochen verzichten kann, auf Wasser zumindest noch einige Tage, so ist nach einigen Minuten ohne Luft und ohne den lebensnotwendigen Sauerstoff alles zuende.

Unser Wirtschaftssystem hat sich dieser Kurzlebigkeit angepaßt. Die meisten Firmen können heute nur für ganz kurze Zeit überleben, wenn die Luft (Geld) einmal wegbleibt. Denn Luft kann man nicht speichern. Unser System hat dafür gesorgt, daß nur verbrauchte Luft gute Luft ist. Der sparsame Schwabe wurde so lange verhöhnt, bis auch er dem Rat der Luftikusse und windigen Berater gefolgt ist und sein Geld in Luftaktien investiert hat. Vom Winde verweht!

Aus dem Fließen ist ein Schweben geworden, irgendwo zwischen Himmel und Erde. Keiner weiß, wohin die Reise geht.

Ohne allzuweit von der sachlichen Darstellung des Luftelements abzuweichen, möchten wir hier eine Anekdote zum Besten geben, bei der es um die Entstehung des uns bekannten Luftgeldes geht. Sie entstammt dem allseits bekannten Drama »Faust« von Johann Wolfgang von Goethe. Im zweiten Teil des Dramas wird Dr. Faust vom Teufel Mephisto durch die Welt geführt. Er landet schließlich am Hof des Königs. Dieser König hat kein Geld, was natürlich das Volk unzufrieden macht. Also fragt er den gelehrten Dr. Faust um Rat. Der sagt ihm: »Für Geld muß man arbeiten. Sucht in der Erde nach Schätzen. Solltet ihr keine finden, so habt ihr zumindest die Erde umgegraben und fruchtbar gemacht.« Das erscheint dem König und seinem Volk jedoch sehr mühsam. Arbeiten, suchen, graben… Gibt es denn keinen anderen, bequemeren Weg? Da schaltet sich, wie immer in solchen Momenten, der Teufel ein und schlägt ihm seine Lösung vor: Da es vom bekannten Geld, den soliden Münzen aus dem leider so raren Edelmetall, nicht genug für alle gibt, könnte man doch einfach Papier nehmen und eine Zahl darauf schreiben. So hätte man dann für alle genug, ohne anstrengende Arbeit, ohne Mühe. Alle wären reich. So wurde der Geld-Schein als Symbol des Schein-Geldes geboren. Die Transformation vom Wasserelement zum Luftelement.

Muß man die Folgen schildern? Der König war begeistert. Er ließ massenhaft Geld drucken und verteilte es an seine Untertanen. Die waren berauscht vom neuen Reichtum. Wochenlang feierten sie Feste, bestellten ihre Felder nicht mehr… Dann kam das, was man wohl heute »Krise« oder »Realität« nennt. Oder Wert(e)verlust! Schein und Luft sind etwas Flüchtiges. Sie halten nicht lange.

Nichtsdestotrotz ist es gerade das Element Luft, das uns zum Vorwärtsstreben motiviert. Denn Luft ist Bewegung. Wenn wir die Segel setzen, treibt uns die Luft voran. Sie bewegt das große Meer und gibt als Wind dem Wasser die Wellen. Sie trägt Information in allen Formen durch die Welt. Der tropische Regenwald könnte ohne den mineralienreichen Saharasand gar nicht existieren. Dieser natürliche Dünger wird durch Luft und Wolken noch in die entferntesten Winkel der Erde transportiert.

Luft ist der Atemstrom des Lebens und verbindet uns mit Energien, die wir wohl nicht sehen, jedoch immer spüren können. Nehmen wir die Sprache oder den Gesang, die auf den unsichtbaren Bahnen der Luft und des Atems hinausgetragen werden. Oder der Anblick eines fliegenden Vogels. Glaubte man früher noch, alles was schwerer sei als Luft könne nicht fliegen, so weiß man inzwischen, daß auch die Luft Materie ist, daß sie lebt und bevölkert ist von winzigen Organismen, daß sie alle anderen Elemente enthält: Wasser, Feuer und Erde.

Daß die Luft gerade durch ihre Unsichtbarkeit vielen als das spirituellste aller Elemente erscheint, ist nicht verwunderlich. Interessanterweise verkörpert die Luft in Verbindung mit unserer Atmung ein Naturprinzip, das heute leider nicht mehr im Vordergrund unseres Handelns steht: das Prinzip von Geben und Nehmen. So wie es eigentlich selbstverständlich sein sollte, nie mehr zu nehmen, als man wirklich benötigt, und alles, was man der Natur entnimmt, auf die eine oder andere Weise wieder an sie zurückzugeben, so ist dieser natürliche Ausgleich bei der Atmung selbstverständlich. Denn nur so viel, wie wir ausatmen (Geben), können wir auch einatmen (Nehmen). Und dabei hat es die Natur so angestellt, daß die Luft, die wir ausatmen, den Pflanzen nützt, während die Luft, die wir benötigen, von denselben Pflanzen erzeugt wird. Ein harmonischer Kreislauf! Es muß wohl nicht besonders betont werden, daß solche Kreisläufe nicht in Mephistos Werkstatt entstehen. Sie sind bereits da. Wir müssen sie nur erkennen.

Die Luft ist das Element der Bewegung. Wenn wir unsere Segel in die richtige Richtung wenden, dann wird die Luft uns ans Ziel bringen. Und um es mit dem Dr. Faust zu halten: »Herr König, jammern Sie nicht. Dort ist die Schaufel. Fangen Sie an zu graben!«

Michael Hoppe

ⒸNATURSCHECK Herbst 2009
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